Was bedeutet der Brexit für Versicherte?
Nach jahrelangem nervenzehrendem Hickhack wurde der EU-Austritt Großbritanniens mit Ablauf
des 31. Januar dann doch relativ geräuschlos vollzogen. Die eigentliche Arbeit mag noch
bevorstehen, doch einige Änderungen für Versicherte sind bereits gültig oder absehbar. Darauf wies
der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kürzlich hin.
Viele britische Versicherer hatten in den vergangenen Jahren auch in Deutschland Kunden gewinnen
können. Die Rechtsgrundlage dafür hat sich nun mit Anbruch der Brexit-Übergangsphase
gewandelt. Da die allermeisten Versicherer jedoch die Verträge noch rechtzeitig auf
Tochtergesellschaften in EU-Ländern übertragen haben, bleibt der Versicherungsschutz in der
Regel, wie er ist. Eine kleine Änderung gibt es hingegen bei der Kfz-Versicherung: Die muss bei
Fahrten auf die Insel ab 2021 per Grüner Karte nachgewiesen werden, wenn der Wagen nicht in
Großbritannien zugelassen ist. Eventuelle Änderungen, die nach Ende der Übergangsphase in Kraft
treten könnten, werden voraussichtlich lediglich Versicherungsverträge betreffen, die direkt mit
britischen Unternehmen bestehen.
Gewerbeimmobilien setzen Boom fort
Um knapp 9 Prozent verteuerten sich Büros zwischen September 2018 und September 2019, wie der
Verband Deutscher Pfandbriefbanken (VDP) mitteilt. Das gesamte Gewerbesegment legte um rund
6 Prozent zu, stärker als Wohnimmobilien. Auch in den drei Jahren zuvor wurde diese
Wachstumsmarge erreicht.
Seit 2008 befindet sich der gewerbliche Immobilienmarkt damit in einem fortdauernden
Aufschwung, dem längsten seit der Wiedervereinigung. Die jüngste Konjunkturdelle scheint daran
wenig zu ändern, wie der Leiter der VDP-Marktforschung, Franz Eilers, mit Blick auf die Boomsparte
Büros feststellte: „Der Büromarkt wird unverändert von einer hohen Flächennachfrage bestimmt,
die anscheinend auch nicht durch die schwache Konjunktur gebremst wird.“ Diese Marktverhältnisse
führen zu steigenden Neuvertragsmieten, bei Büros betrug der Zuwachs zuletzt knapp 7 Prozent auf
Jahressicht.
Anleger können über offene und geschlossene Immobilienfonds mit dabei sein. Zwar fallen die
Renditen üblicherweise nicht so üppig aus wie die Wachstumsraten im Gewerbesegment. Doch laut
den Marktanalysten von CBRE Research sind für Fondsinvestoren in den deutschen Top-7-Städten
rund 3 Prozent p. a. drin.
E-Roller weniger gefährlich als gedacht?
Die Unfallgefahr bei der Benutzung von E-Scootern bereitet Verkehrsexperten Sorgen. Zwar sind
die Schreckensszenarien, die bei der Einführung hier und da zu vernehmen waren, bisher nicht
eingetreten. Doch Notfallmediziner und örtliche Polizeibehörden berichten durchaus von merklich
gestiegenen Unfallzahlen – allerdings nur vereinzelt, denn eine Gesamtstatistik gibt es noch nicht.
Erst seit diesem Jahr werden die Roller als separate Fahrzeugkategorie erfasst.
Der Verkehrsgerichtstag sprach sich dessen ungeachtet unlängst für eine Fahrerlaubnispflicht aus,
da die geltenden Regeln zu selten eingehalten würden. Darüber hinaus fordern die
Verkehrsexperten, die E-Scooter zukünftig mit Blinkern auszustatten.
Ein konträres Signal gibt ein großer deutscher Versicherer, der nun nach ersten Praxiserfahrungen
seine E-Scooter-Versicherungsprämien senken will. Als Grund nannte er ein geringeres
Unfallaufkommen als erwartet. Für über 23-jährige Kunden beträgt die Beitragsminderung satte 42
Prozent. Lediglich unter 17-jährige Scooterfahrer kommen nicht in den Genuss einer
Beitragsentlastung, da sie das mit Abstand höchste Unfallrisiko aller Altersgruppen aufwiesen.
Sicherheit ist bei Anlegern aller Altersklassen gefragt
Dass die Jugend besonders risikobereit sei und erst mit dem Alter das Sicherheitsdenken in den
Vordergrund rücke, ist ein Klischee, das im Straßenverkehr gelten mag. Bei der Geldanlage
hingegen herrscht große Übereinstimmung zwischen den Generationen, wie eine Umfrage des
Bankenverbands belegt.
Über alle Altersgruppen hinweg genießt Sicherheit die mit Abstand höchste Priorität, weit vor den
anderen abgefragten Kriterien Verfügbarkeit, Rendite und Nachhaltigkeit. Insgesamt ist 70 Prozent
der Umfrageteilnehmer der Sicherheitsaspekt „besonders wichtig“. Auf Rang zwei liegt die
Liquidität mit 35 Prozent, gefolgt von Rendite mit 30 und Nachhaltigkeit mit 23 Prozent. Die 18- bis
29-Jährigen liegen mit 65 Prozent Sicherheitsgewichtung nur unwesentlich unter dem
Gesamtschnitt, die über 60-Jährigen mit 73 Prozent nur unwesentlich darüber. Lediglich bei den
anderen Kriterien zeigen sich nennenswerte Unterschiede. Verfügbarkeit priorisieren nur 13 Prozent
der jüngsten, aber 38 Prozent der ältesten Alterskohorte. Diese misst dafür der Rendite (19 Prozent)
weniger Gewicht bei als die Jugend (39 Prozent).
Riester-Beitragsgarantie soll auf 80 Prozent sinken
Anlageprodukte mit einer 100-prozentigen Garantie auf die eingezahlten Gelder haben es in der
fortdauernden Niedrigzinsphase schwer. Die deutschen Versicherer wollen nun reagieren und
fordern durch ihren Gesamtverband, auch bei neuen Riester-Verträgen nur noch die Rückzahlung
von mindestens 80 Prozent der Bruttobeiträge zu garantieren. So sollen die Ertragschancen erhöht
bzw. überhaupt erst welche geschaffen werden, denn eine Bruttobeitragsgarantie ist heutzutage
kaum noch mit echter Rendite zu realisieren.
Es wäre ein Schritt, der ein Umdenken in der deutschen Anlegerseele voraussetzen würde. Denn
Lebensversicherung und null Verlustrisiko gehören traditionell zwingend zusammen. Die
Fürsprecher einer Lockerung der Garantiepflicht argumentieren aber, dass rein mathematisch auf
kurz oder lang keine andere Wahl bliebe. Anders sieht das der Bund der Versicherten (BdV), der
kritisierte, dass ein Kernversprechen der Riester-Rente mit der angedachten Reform ausgehöhlt
würde. Die Initiative des Versicherer-Gesamtverbands schließt an den Vorschlag der Deutschen
Aktuarvereinigung (DAV) an, den Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung Anfang 2021 von
0,9 auf 0,5 Prozent abzusenken.
Wachstumsmarkt Healthcare
Wenige Branchen gelten also so krisenresistent und wachstumsstark wie der Gesundheitssektor mit
seinen Medizintechnik-, Biotech- und Pharma-Unternehmen. Zuletzt hat eine Welle
milliardenschwerer Übernahmen für Kurssprünge gesorgt. Auch deshalb steht die Branche glänzend
da: In den vergangenen zehn Jahren legte sie eine fast doppelt so starke Performance hin wie die
keineswegs schwächelnde Gesamtwirtschaft. Das ergibt ein Vergleich des MSCI Health Care Index
und des MSCI World Index.
Auch für die Zukunft lassen die strukturellen Faktoren – vor allem die alternden Gesellschaften in
den meisten Industrie- und manchen Schwellenländern – eine Fortsetzung des Booms erwarten. Für
Gesundheit wird immer Geld ausgegeben, auch in Rezessionszeiten. Die Bundesbürger
beispielsweise investierten 2005 pro Kopf noch durchschnittlich rund 3.000 Euro in ihre Gesundheit;
bis 2017 ist dieser Betrag laut Destatis auf 4.300 Euro gestiegen. Immensen Nachholbedarf gibt es
daneben in Entwicklungs- und Schwellenländern, deren Gesundheitssysteme oftmals noch riesige
Lücken haben. Über spezialisierte Branchenfonds können Investoren am erwarteten Wachstum des
weltweiten Healthcare-Marktes partizipieren.
Weniger Beschwerden über PKV-Anbieter
Der PKV-Ombudsmann ist die zentrale Anlaufstelle für privat Krankenversicherte, die eine
Meinungsverschiedenheit mit ihrem Versicherer haben. Als Streitschlichter vermittelt ein Team von
Juristen neutral und für die Versicherten kostenlos zwischen den Parteien. Ziel ist eine gütliche
Einigung, die Gerichts- und Anwaltskosten spart.
Der seit 2014 amtierende Ombudsmann Heinz Lafermann hat nun seinen aktuellen
Tätigkeitsbericht vorgelegt, der einen deutlichen Rückgang der Beschwerden offenbart. Mit 5.953
lag deren Zahl 2019 um 19 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der war allerdings wegen eines
ausstehenden höchstrichterlichen Urteils auch besonders hoch ausgefallen. Damals herrschte
Rechtsunsicherheit hinsichtlich der Bestellung von Treuhändern, die Beitragserhöhungen
zustimmen müssen. Manche Gerichte hatten die Unabhängigkeit der Treuhänder bestritten und
vergangene Beitragserhöhungen für ungültig erklärt. Seit Dezember 2018 ist diese Frage nunmehr
per BGH-Urteil geklärt.
Häufigster Streitpunkt war 2019 die Höhe ärztlicher bzw. zahnärztlicher Gebühren (828
Beschwerden), gefolgt von der Frage nach der medizinischen Notwendigkeit einer Behandlung
(673).
Gut fürs Klima, gut fürs Portemonnaie?
Der Wald gilt nicht erst seit den Bestseller-Erfolgen Peter Wohllebens als Sehnsuchtsort der
Deutschen. Schon die Romantiker pflegten zum Gehölz ein inniges Verhältnis. Ein solches kann
gerade heutzutage auch auf finanzieller Ebene erbaulich sein: Wald gilt mehr und mehr als gefragter
Sachwert auch für Privatanleger. Die Renditen mögen überschaubar sein, dafür hat man aber etwas
Handfestes im Portfolio. Und das Klima profitiert auch.
Ganz ohne Risiken sind Waldinvestments allerdings nicht zu haben. Dürren, Brände oder Schädlinge
können die Kalkulation bedrohlich in Schieflage bringen. So hat sich beispielsweise der Preis für
Fichtenstammholz infolge der jüngsten Dürrejahre seit 2016 bis heute fast halbiert. Eine Alternative
zum Waldbesitz in Deutschland bieten Direktinvestments in fernen Ländern, meist in Südamerika.
Das dort gekaufte oder gepachtete Gebiet wird dann von einheimischen Unternehmen
bewirtschaftet. Verbraucherschützer warnen allerdings vor schwarzen Schafen unter den Anbietern
solcher Holzinvestments, im In- wie im Ausland. Mehr Transparenz und geringeres Ausfallrisiko
versprechen Investitionen in Aktien großer Holzunternehmen. Doch in jedem Fall ist sorgfältig zu
prüfen, ob die eigenen Ansprüche an Unternehmensführung und Nachhaltigkeit auch erfüllt werden
– die Bandbreite auf dem Markt ist riesig.